Über das Unverständnis der Generationen
Anastasia Barner erklärt Unternehmern, wie junge Leute ticken. Sie seien nicht faul und undankbar. Unverbindlich vielleicht – aus gutem Grund – Die ZEIT, Foto: Jan Kapitän
An einem Dienstagmorgen in Berlin-Mitte: Die Quadriga-Hochschule hat zur Azubi-Tagung geladen. Sie trägt den Namen War for Talents, Tickets ab 950 Euro. Hunderte Gäste drängen sich im Foyer, Mitarbeiter von Banken oder Handwerksverbänden, denn bei der Azubi-Tagung tagen keine Azubis, sondern Menschen, die gerne welche einstellen würden, aber keine finden. Kaffeetassen klirren, Häppchen werden gestapelt. An Stehtischen sind Pappaufsteller angebracht – Fragen, um den Teilnehmern das Networking zu erleichtern: “Wenn Sie sich eine Superkraft aussuchen könnten, welche wäre das?”
“Ich würde den jungen Leuten gerne in die Köpfe schauen können”, sagt ein etwas mürrisch dreinblickender Mann auf Fränkisch. Allgemeines Nicken in der Stehtisch-Runde.
Networking, Vorträge, Workshops: Eigentlich ist es ein ganz normaler Tag in der Quadriga, an deren Tagungen wahlweise motivierte Jungunternehmer oder gelangweilte Angestellte teilnehmen, die von ihren Chefs zur Fortbildung verdonnert wurden. Doch auf der Bühne wird kein Coaching-Guru stehen, sondern Anastasia Barner, eine junge Frau, die nur halb so alt ist wie die Gäste hier, aber im War for Talents die entscheidenden Antworten liefern soll. Wie bitte tickt die Gen Z?
Wenn man sich an diesem Morgen umhört, stößt man auf bekannte Vorurteile über diese Generation: Wer nach 1995 geboren wurde, sei verweichlicht, nicht belastbar, ein Blümchen, das sofort eingehe. Die Jungen forderten viel (Viertagewoche! Homeoffice! Gendern! Klimaschutz!), lieferten aber wenig. Und klar, vielleicht dachten die Älteren so ähnlich schon immer über die Jugend – doch zwei Dinge sind heute anders. Erstens: Die Jungen werden gebraucht. Weil die vielen Babyboomer in Rente gehen. Zweitens: Social Media. Dort finden die Ideen der Jungen tausendfach, manchmal millionenfach Widerhall. Und so bleibt den Älteren nichts anderes übrig, als zuzuhören.
Anastasia Barner bringt mit ihrem Startup FeMentor Frauen ihrer Generation mit erfahrenen Gründerinnen zusammen; sie kennt die Schwierigkeiten und Missverständnisse, die sich im Miteinander von Alt und Jung ergeben. Ihre Haupteinkommensquelle aber ist das Reden: Als Keynote-Speakerin, wie man in ihren Kreisen sagt, tritt sie etwa zweimal die Woche auf Veranstaltungen auf. Dort erklärt sie, was Unternehmen anders machen müssen, um attraktiv zu sein für Menschen wie sie. Barners Honorare: bis zu 15.000 Euro, sagt sie.
Wie aber tickt sie denn nun, die Gen Z?
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