Über die Liebe zum Sport

BFC Dynamo gegen Carl Zeiss Jena, das war so was wie der Classico des Ostens. Am kommenden Sonntag ist es wieder so weit – diesmal in der vierten Liga. Doch die Rivalität ist immer noch die alte –Die ZEIT, Foto: Aschroet/ Wiki Commons

Oh Mann, hätte ich meine bordeauxrote Daunenjacke bloß zu Hause gelassen. Wie ein BFC-Anhänger sehe ich aus – inmitten gelb-blauer Trainingsjacken, Jogginghosen, Wimpel, Schals. Ein weinroter Eindringling im Reich des FC Carl Zeiss Jena, der höflich fragt, ob er alles mit seinem Tonbandgerät aufzeichnen darf. “Sag doch gleich, dass du Mielke heißt!”, ruft einer. Altherrenrundengelächter. Mielke, der Stasi-Chef, war Fan des Berliner FC Dynamo – nicht nur deshalb ist der Club bis heute als Stasi-Verein verschrien.

Ein Freitagabend im Oktober 2021, eine Stunde vor Spielbeginn in Jena. Im Paradies-Café nippen zwölf Männer an ihrem Pils der Marke Rosen, im Regal stehen Kerzenständer aus billigem Chrom. Was bloß hat mich, den Nachwende-Wessi, hierher verschlagen?

Wahrscheinlich, um es mal ein bisschen pathetisch auszudrücken: der Glanz einer untergegangenen Fußballära. Jena gegen den BFC, das war früher so was wie Bayern gegen Dortmund, der Classico des Ostens. Zusammengerechnet sind die beiden in der DDR 13-mal Meister geworden. Sie haben Fußballgeschichte geschrieben. Lange her, lang vergessen.

Heute muss man in der Kicker-App weit nach unten scrollen, vorbei an erster und zweiter Bundesliga, selbst an der dritten, bis in die Regionalliga Nordost. Hier, im Niemandsland zwischen Amateur- und Profifußball, treten die Legenden des DDR-Fußballs gegeneinander an: Carl Zeiss Jena, im Oktober Tabellenfünfter, gegen den Zweiten, Berliner FC Dynamo.

Im Paradies-Café treffen sich jene, die so felsenfest hinter den Viertligisten von heute stehen, als seien sie noch die Legenden von damals. Hier treffen sich die “Eagles”, die von sich behaupten, der älteste Fanclub von Carl Zeiss Jena zu sein. Drahtige Fahrradtypen und gemütliche Biertrinker Mitte 50, die Schweineschnitzel mit Spiegelei verputzen.

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Rivalität im Fußball: Wo Hass aus Liebe gemacht ist

Oh Mann, hätte ich meine bordeauxrote Daunenjacke bloß zu Hause gelassen. Wie ein BFC-Anhänger sehe ich aus – inmitten gelb-blauer Trainingsjacken, Jogginghosen, Wimpel, Schals. Ein weinroter Eindringling im Reich des FC Carl Zeiss , der höflich fragt, ob er alles mit seinem Tonbandgerät aufzeichnen darf. “Sag doch gleich, dass du Mielke heißt!”, ruft einer.

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