Von Rassismus und zerplatzten Träumen

Der Amerikanische Traum ist eine Illusion: Colson Whiteheads neuer Roman “Harlem Shuffle” – Die ZEIT

Als Ray Carney klein war, ließ ihn sein Vater allein in einer versifften Spelunke zurück. “Passt du mal auf meinen Jungen auf, während ich diesem Kerl die Beine breche?”, fragte dieser noch den Barkeeper – dann war er weg. Seitdem schwört sich Carney: Nie will er sein wie sein Vater. Sauber will er bleiben und trotzdem Erfolg haben. Keine leichte Aufgabe für einen Schwarzen in einem Land wie diesem. 

Ray Carney ist der Held in Colson Whiteheads neuem Roman Harlem Shuffle.Nach den Erfolgen von Underground Railroadund Die Nickel Boys führt der zweifache Pulitzer-Preisträger damit die Geschichtsschreibung des schwarzen Amerikas fort. Carney lebt im Harlem der Sechzigerjahre, das dreckig und voller Gewalt ist. Trotzdem ist Carney ein stolzer Mann. Als Sohn eines Gelegenheitsganoven hat er ein Studium in Betriebswirtschaft abgeschlossen. Fest glaubt er an den Amerikanischen Traum: “Man kam von einem bestimmten Ort, aber wichtiger war, wo man landen wollte.”

Die Realität ist jedoch eine andere. Weil der Möbelladen nicht genug abwirft, haust er mit seiner schwangeren Frau in einer heruntergekommenen Wohnung. Abends geht er im eleganten Riverside Drive spazieren und träumt vom Leben in einem der Luxusappartements. Dass Carney sein Ziel erreicht, hat am Ende nichts mit seinem College-Abschluss zu tun. Er hat gelernt, nach den wahren Regeln der Stadt zu spielen: Drehe deine eigenen “krummen Dinger”. Stecke volle Umschläge korrupten Polizisten zu.
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“Harlem Shuffle”: Krumme Dinger

Als Ray Carney klein war, ließ ihn sein Vater allein in einer versifften Spelunke zurück. “Passt du mal auf meinen Jungen auf, während ich diesem Kerl die Beine breche?”, fragte dieser noch den Barkeeper – dann war er weg. Seitdem schwört sich Carney: Nie will er sein wie sein Vater.

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