Über das Streben nach Zufriedenheit
Der populärste Kurs der Yale-Universität in den USA ist ein Seminar, das lehrt, wie man glücklich wird. Unser Autor hat den Selbstversuch gewagt. Klappt es? – Berliner Zeitung am Wochenende
Laurie Santos ist Psychologie-Professorin an der Eliteuniversität Yale und sieht ein bisschen aus wie ein Hippie. Da sind die braun gelockten Haare, die auf ihren Schultern liegen, der weite Schlauchschal, den sie um den Hals trägt. „Ich freue mich, dass du mich begleitest. Auf der Reise in die Wissenschaft des Glücklichseins“, sagt Santos in die Kamera.
Schon im Herbst 2018, als Santos den Kurs „Psychologie und gutes Leben“ an der Universität anbot, war die Reise ein großer Erfolg. 1200 Studenten meldeten sich an, um herauszufinden, was die Wissenschaft dazu beitragen kann, ein glücklicheres Leben zu führen – ein Viertel der Hochschule. Es ist das erfolgreichste Seminar in der 320-jährigen Geschichte der Yale Universität in New Haven, Connecticut.
Im März 2020 schließlich – die meisten Länder schlitterten gerade in den ersten Corona-Lockdown – stellte Santos die Aufzeichnung ihres Kurses auf die Onlineplattform Coursera. „The Science of Well-Being“, „Die Kunst glücklich zu sein.“ Mehr als drei Millionen haben sich seitdem angemeldet, 28.376 Menschen haben den Kurs bewertet. Die Durchschnittsnote: 4,9 von 5 Punkten.
Der Erfolg hängt auch mit der Pandemie zusammen. In der Kurzarbeit gab es viel Zeit zum Nachdenken über das Glück. Dabei fügt sich das Seminar bequem ein in den neuen Alltag aus YouTube-Workouts oder Koch-Tutorials. Ich selbst fühle mich durch meine Sportsessions fitter denn je. Lässt sich auf die gleiche Weise auch Glück trainieren? Und falls ja, reichen tatsächlich ein paar Wochen Webinar? Ich bin skeptisch. Aber ich will es versuchen.